Die Digitalisierung hat mittlerweile alle Lebensbereiche grundlegend verändert und wird oft mit der industriellen Revolution verglichen, die in Europa zwischen 1740 und 1920 durch den Einsatz von Maschinen für große Umbrüche sorgte. Gerade im Alter eröffnet die Digitalisierung viele Möglichkeiten, das Leben zu erleichtern und bereichernde neue Wege zu schaffen – besonders für Seniorinnen und Senioren.
Während manche ältere Menschen die technologischen Innovationen begeistert aufnehmen, stehen andere vor Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Dieser Artikel beleuchtet die Chancen und Hürden der Digitalisierung für die ältere Generation und zeigt Ansätze für einen zugänglichen und inklusiven Einstieg in die digitale Welt auf.
Status Quo – Wie sieht es derzeit aus?
Viele Menschen, vor allem ältere, sehen die Digitalisierung mit einer gewissen Skepsis. Eine Umfrage des Zentrums für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) aus dem Jahr 2019 zeigt, dass 46 Prozent der Befragten weiterhin Bedenken haben und dem Thema kritisch gegenüberstehen.
Die größte Herausforderung liegt jedoch weniger in der Technik selbst, sondern vielmehr im sicheren Umgang damit und in der Gewährleistung, dass alle Menschen daran teilhaben können. Diese Punkte hebt auch der Achte Altenbericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hervor.
Der Altenbericht behandelt verschiedene Lebensbereiche, u.a:
- Sicheres und selbstbestimmtes Wohnen,
- Erhaltung der Mobilität
- Soziales Miteinander
- Neue Wege in der Gesundheitsversorgung,
- Unterstützende Pflege,
- Vernetzter Sozialraum.
Im Mittelpunkt steht die Frage, wie bedeutsam die Teilhabe an der Digitalisierung für ältere Menschen wirklich ist und welchen konkreten Mehrwert sie in verschiedenen Lebensbereichen bringen kann.
Wie erleichtert Digitalisierung das Leben von älteren Menschen?
Das Internet ermöglicht älteren Menschen eine weltweite Vernetzung und bietet zahlreiche Vorteile, die den Alltag in vielen Bereichen erleichtern:
Einkaufen: Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist das Online-Shopping eine bequeme Möglichkeit, Lebensmittel und Alltagswaren direkt nach Hause zu bestellen. So entfallen der Weg in überfüllte Geschäfte und das Anstehen in langen Warteschlangen.
Finanzen und Administration: Mit Online-Banking lassen sich Rechnungen schnell begleichen, und Apps wie Twint ermöglichen bargeldloses Bezahlen. Steuererklärungen und Behördengänge können bequem digital erledigt werden.
Kommunikation: Messenger-Dienste wie WhatsApp, Zoom oder Skype erleichtern den Kontakt zu Freunden und Familie weltweit, sei es per Text, Anruf oder Videochat. Diese Technologien helfen auch weniger mobilen Menschen, soziale Kontakte zu pflegen, neue Bekanntschaften zu schließen und Einsamkeit vorzubeugen.
Während der Corona-Pandemie: Viele ältere Menschen standen durch die Pandemie erstmals vor der Herausforderung, digitale Möglichkeiten zu nutzen, da persönliche Treffen durch Videotelefonie ersetzt wurden.
Mobilität und Planung: Zugverbindungen und andere Transportmöglichkeiten lassen sich heute in Sekundenschnelle über Online-Fahrpläne und Apps finden. Auch die Buchung von Veranstaltungstickets oder Restaurantreservierungen wird online vereinfacht.
Navigation: Wer sich Wege schlecht merken kann, profitiert von Navigationssystemen wie Google Maps.
Unterhaltung und Bildung: Das Internet bietet eine breite Auswahl an Unterhaltungsmöglichkeiten wie Filme, Serien, Spiele, Podcasts und Online-Zeitschriften. Zudem eröffnet es die Chance, Neues zu lernen, kreativ zu werden oder das Gedächtnis zu trainieren.
Was sind die Herausforderungen?
Die Digitalisierung bringt für ältere Menschen zahlreiche Chancen, stellt sie jedoch auch vor besondere Herausforderungen und mögliche Benachteiligungen. Es ist wichtig, diese Barrieren zu erkennen und gezielt anzugehen, um einen fairen und gleichberechtigten Zugang zur digitalen Welt für ältere Menschen zu schaffen.
Herausforderungen der Digitalisierung für ältere Menschen
- Digitale Kluft: Eine der größten Herausforderungen ist die digitale Kluft. Nicht alle älteren Menschen haben den gleichen Zugang zu digitalen Technologien oder das nötige Wissen, um diese effektiv zu nutzen. Sozioökonomische Faktoren spielen hier eine wichtige Rolle und können Ungleichheiten verstärken.
- Erlernen neuer Technologien: Die kontinuierliche Entwicklung neuer Technologien erfordert eine ständige Anpassung und das Erlernen neuer Fähigkeiten. Dies kann für ältere Menschen eine große Herausforderung darstellen, insbesondere für diejenigen, die noch keine Erfahrung mit digitalen Technologien haben.
- Sicherheitsbedenken: Ältere Menschen sorgen sich oft um ihre Sicherheit im Internet. Die Angst vor Datenmissbrauch, Betrug und Viren kann dazu führen, dass sie digitale Angebote meiden.
- Usability-Probleme: Viele digitale Anwendungen sind nicht auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten. Kleine Schriftgrößen, komplexe Menüführungen oder eine nicht intuitive Bedienung können Barrieren darstellen.
- Gesundheitliche Einschränkungen: Seh-, Hör- oder motorische Einschränkungen können die Nutzung digitaler Technologien erschweren. Angebote, die nicht barrierefrei gestaltet sind, schließen diese Nutzergruppe oft aus.
Nachteile der Digitalisierung für ältere Menschen:
- Überforderung und Stress: Die Informationsflut und die Komplexität mancher digitaler Anwendungen können zu Überforderung und Stress führen, insbesondere wenn die Anpassung an digitale Medien als Zwang empfunden wird.
- Verlust der Privatsphäre: Ältere Menschen befürchten oft stärker den Verlust der Privatsphäre und haben Angst vor Überwachung, was zum Teil ihre Zurückhaltung gegenüber digitalen Technologien erklärt.
- Soziale Isolation: Obwohl digitale Medien die Kommunikation erleichtern können, besteht gleichzeitig die Gefahr, dass direkte zwischenmenschliche Kontakte abnehmen und soziale Isolation gefördert wird.
- Desinformation: Ältere Menschen sind besonders anfällig für Fehlinformationen und Betrug im Internet. Das kritische Hinterfragen von Informationen und die Bewertung von Quellen sind Fähigkeiten, die oft erst erlernt werden müssen
Um diesen Herausforderungen und Benachteiligungen entgegenzuwirken, sind gezielte Bildungsangebote, die Entwicklung benutzerfreundlicher und barrierefreier Technologien sowie unterstützende Maßnahmen im sozialen Umfeld unerlässlich. So kann sichergestellt werden, dass alle Generationen von der Digitalisierung profitieren und ältere Menschen aktiv am digitalen Leben teilhaben können.
Fazit
Die Digitalisierung im Alter bewegt sich zwischen großen Chancen und ebenso großen Herausforderungen. Digitale Technologien können den Alltag älterer Menschen erleichtern und ihre gesellschaftliche Teilhabe stärken. Gleichzeitig stehen ihnen Hürden wie die digitale Kluft, Sicherheitsbedenken und Schwierigkeiten in der Benutzerfreundlichkeit im Weg. Um diese Hindernisse zu überwinden und die Vorteile der Digitalisierung optimal zu nutzen, sind gezielte Bildungsangebote, die Entwicklung barrierefreier Technologien und unterstützende Maßnahmen notwendig. Die Digitalisierung im Alter verspricht somit eine verbesserte Lebensqualität und eine inklusive, zugängliche digitale Welt für alle.